Lehrinhalte der Veranstaltung:
Der Begriff „Stressmanagement“ beschreibt eine Summe von Ansätzen, Methoden und Kompetenzen zur Stressbewältigung und Selbstregulation sowie deren gezielte Anwendung.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen drei Lernziele:
- Wissen um Grundprinzipien von Stressreaktionsprozessen und möglichen Auswirkungen.
- Kenntnisse von Strategien zur Stress- bzw. Selbstregulation sowie die Befähigung, diese selbstbestimmt und effektiv anwenden zu können.
- Individualisierte Lösungsansätze dauerhaft in die eigene Musizier- und Künstlerpraxis integrieren zu können bzw. zu integrieren.
Wenn Stressreaktionen (und deren Folgen) in der Musizier- bzw. Künstlerpraxis wiederkehrend einschränkend oder belastend erlebt werden und hilfreiche Methoden zur Stressregulation fehlen, können Gefühle von Hilflosigkeit sowie negative Auswirkungen auf Selbstvertrauen, Leistungsvermögen, Motivation und psycho-physisches Wohlbefinden entstehen.
Psyche und Körper sind als komplexes Geflecht von Wechselwirkungen eng miteinander verwoben und als zirkuläre Einheit zu verstehen. Das Gehirn „übersetzt“ nicht nur konstant Sinneswahrnehmungen, Emotionen und Gedanken in „Biochemie“ und muskuläre Spannung (sowie umgekehrt), sondern verfügt zudem über unterschiedliche Wege der Informationsverarbeitung: Potentiell „bedrohlich“ bewertete Wahrnehmungen werden immer vorrangig und auf schnellstem Weg verarbeitet, d. h., dass das gesamte System direkt zu reflexartigen Schutz- und Überlebensmechanismen aktiviert werden kann: Dies wirkt sich immer auch auf den mentalen und körperlichen (An-)Spannungszustand aus.
Musiker*innen, Künstler*innen und Tänzer*innen müssen beim Praktizieren u. a. ein hohes Maß an Konzentration, technische (z. B. motorische) und mentale Fertigkeiten, Ausdauer, Kreativität und Reflexionsvermögen entwickeln und umsetzen. Die Qualität der psycho-physischen Koordination im Sinne eines ausbalancierten Spannungszustands mentaler wie muskulärer Flexibilität ist hierfür von großer Bedeutsamkeit: Die optimale „Gespanntheit“ für „Anschwing-„ oder „Aktionsbereitschaft“ ermöglicht und fördert nicht nur virtuose Bewegungs- bzw. Handlungsabläufe, stabile Fokussierung sowie ressourcenschonende ökonomisch-effiziente Kraftregulation und Atemführung, sondern darüber hinaus Klangschönheit, Leichtigkeit, schnelleres und nachhaltigeres Lernen sowie professionelle Präsenz.
Durch vielfältige Impulse (z. B. Mentalübungen) basierend auf unterschiedlichen Ansätzen kann das Nervensystem zu einer Neu- und ausbalancierteren Selbst- bzw. Spannungsregulation angeregt werden. Ebenso kann sich eine verbesserte Selbstorganisation entlastend auswirken. Schon kleinschrittige Veränderungen können häufig bereits deutlich spürbare Unterschiede in Richtung einer Verbesserung bewirken. Kompetenzen zur Stressbewältigung sind erlern- und trainierbar. Stressbedingten Einschränkungen und Belastungen kann wirksam und nachhaltig vorbeugt werden.
Die Befähigung zu wirksamem Stressmanagement im Sinne von Selbstregulation und Selbstorganisation erschließt sich – nicht nur, aber ganz besonders – für Musiker*innen, Künstler*innen und Tänzer*innen als unverzichtbare Schlüsselkompetenz für musisch-künstlerische Entwicklung, mentale Stärke, Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie nachweislich als wirksame Prävention zur Förderung psychischer und physischer Gesundheit.
Da Menschen Situationen sehr individuell und situativ bedingt wahrnehmen, bewerten und reagieren, sind die als belastend erlebten Stressreaktionen und -muster erfahrungsgemäß ebenso individuell, wie die Methoden und Ansätze, die individuell als hilfreich bewertet werden. Um durch möglichst individualisierte Lösungsansätze Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der Lernprozesse zu fördern, wird in diesem Seminar nach dem vorbereitenden Einführungsvortrag in der Gruppe ausschließlich im Rahmen von Einzelcoachings gearbeitet.
Bitte unbedingt Instrument und Noten mitbringen!
Mögliche Fragestellungen:
- Wie entstehen Stressreaktionen?
- Welche mentalen wie körperlichen Stress-(Gewohnheits-)Muster habe ich?
- Wie wirken sich diese über Wechselwirkungen auf mich und auf mein Musizieren (z.B. Überoutine, Konzerte) in Studium und Berufsalltag aus?
- Bin ich mit meinen aktuellen Lösungsstrategien zufrieden?
- Wenn ich etwas verändern könnte, um mir stressige Situationen zu erleichtern, was würde ich mir wünschen?
Lern- und Qualifikationsziele der Veranstaltung:
Lernziel des Seminars ist die Vermittlung von Stressbewältigungskompetenz durch Grundlagenwissen sowie Methoden zur Selbst- bzw. Spannungsregulation und die Befähigung, diese selbstbestimmt und effektiv anwenden zu können. Darüber hinaus wird in den Einzelcoachings an der Entwicklung individualisierter passgenauer Lösungsansätze sowie deren Erprobung (mit Instrument!), Reflexion und ggfs. Anpassung gearbeitet.
Außerdem:
- Förderung von Selbstwirksamkeit und der Bewusstheit für eigene Ressourcen, deren Aktivierung und Nutzung
- Stärkung von Autonomie und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten
- Förderung von Perspektiverweiterung (psychische Flexibilität) bezüglich individueller Anliegen und Kompetenzen zur Selbstorganisation
- „Standortbestimmung“: Klärung individueller Ziele und Motivation
- „Know-how“ für Selbstfürsorge und Resilienzstärkung
Lehr- und Lernformen der Veranstaltung:
Vortrag, Austausch in der Gruppe, Visualisierung, Übungen (Mental-, Körper-, Koordinations-, Achtsamkeits-, Atemübungen etc.) mit und ohne Instrument, individuelle Anleitung, Reflexion uvm. – basierend u.a. auf Konzepten Systemischer Beratung.
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