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Mehr als zehn Millionen Menschen hatte der Erste Weltkrieg das Leben gekostet, wenn man die Nachkriegsopfer in Folge von Epidemien und Pandemien u.a.m. nicht mitzählt, die nochmals 30 Millionen Tote verursachten. Nur wenige vermochten wirklich jenen Hoppla-wir-leben-noch-Optimismus aufzubringen, den der berühmte Soziologe Max Weber nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches und der Donaumonarchie an den Tag legte. „Wir fangen noch einmal wie nach 1648 und 1807 von vorn an. Das ist der einfache Sachverhalt. Nur dass heute schneller gelebt, schneller gearbeitet und mit mehr Initiative gearbeitet wird”. Schnelligkeit: Dieses dem 19. Jahrhundert noch keineswegs zum utopischen Inbegriff geratene Wort beginnt von nun an, eine geradezu magische Eigendynamik zu gewinnen, und das nicht nur in Industrie, Angestelltenwelt, Sport, Mode und Unterhaltung, sondern auch in der allgemeinen Standardisierung des Lebenstempos. Arbeit galt nicht länger der Befriedigung, sondern der stets erneuten Hervorbringung von Bedürfnissen. An solcher Akkumulation der Bedürfnisse nahmen auch die Großstadtpresse, der Theater-, Literatur- und Kunstbetrieb überhaupt teil, allen voran jedoch jenes noch recht neue Medium Film, das sich wie kein anderes im 20. Jahrhundert entwickeln sollte.
Im zunehmend politisierten Musiktheater der Zwanziger Jahre, zumal in der sogenannten Zeitoper, finden sich neue Stoffe, neue Formen, neue kompositorische Verfahrensweisen zuhauf. Sie alle spiegeln auf höchst unterschiedlicher Weise die sachliche, experimentell orientierte, oft extrem provokative, bisweilen aber auch höchst erregte Stimmung und die Lust am Rausch einer Epoche wieder, die auch Bertolt Brechts Ästhetik eines epischen Theaters hervorbrachte. Unter den Dachtiteln Moderne und Neue Musik fanden sich eine Fülle von stilistischen Entwicklungen, darunter Zwölftontechnik, Gebrauchsmusik, Atonalität, Jazzeinflüsse, Das Song-Spiel, Neoklassizismus, die Groupe des Six, die Kroll-Oper, die engagierte Operette, um nur einige zu nennen.
Zu den Komponisten*innen, die im Seminar behandelt werden sollen, gehören Arthur Honegger, Darius Milhaud, Francis Poulencec, Germaine Tailleferre, Ethel Smyth, Igor Strawinski, Sergej Prokofjew, Dimitri Schostakowitsch, Ernst Krenek, George Gershwin, Kurt Weill, Alban Berg, Paul Hindemith und Arnold Schönberg |