Mit der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung von Rückkehr nach Reims im Jahr 2016 wurde der Franzose Didier Eribon auch im deutschen Sprachraum zu einem der einflussreichsten lebenden Intellektuellen. In dieser Autobiografie reflektiert er, wie seine Klassenherkunft, seine akademische Laufbahn und seine Identität als Schwuler zusammenhängen und analysiert am Beispiel seiner Herkunftsfamilie den vielerorts zu beobachtenden Rechtsruck der Arbeiter_innenklasse.
Eribons Denken baut auf verschiedenen Theorieansätzen auf: Als Schüler von Pierre Bourdieu ist er stark von dessen Habitustheorie beeinflusst, als Biograph von Michel Foucault reflektiert er dessen Machttheorie und denkt Foucaults Idee der gesellschaftsverändernden Wirkung neuer Freundschaftsverhältnisse weiter, als begeisterter Leser von Simone de Beauvoir und Annie Ernaux setzt er sich mit deren feministischen Ansätzen auseinander, als Queer Theoretiker übt er konstruktive Kritik an Eve Kosofsky Sedgwick und Judith Butler und als scharfer Kritiker der Psychoanalyse schlägt er eine am historischen Materialismus orientierte Gesellschaftstheorie vor.
Im Seminar werden wir ausgewählte Texte von Eribon diskutieren und zum umfassenderen Verständnis jeweils die oben genannten Positionen hinzuziehen. |