Lerninhalte |
„Das Revolutionäre an der digitalen Fotografie ist ihre Fluidität.“ Diese markiert laut dem französischen Fotohistoriker André Gunthert eine wichtige Etappe „in der fortschreitenden Diffusion der Bilder, indem sie ihnen eine unendlich gesteigerte Appropriierbarkeit verleiht.“ Tatsächlich ist die Möglichkeit, Bilder auf verschiedensten Wegen und Weisen miteinander zu teilen, heute zu einer ihrer entscheidensten Eigenschaften geworden. Ermöglicht wird diese durch eine vielgestaltige, sich ständig weiterentwickelnde Infrastruktur des Web 2.0, steigende Übertragungsraten und nicht zuletzt durch die Allgegenwart von Smartphones und anderen Aufnahmegeräten, die der klassischen Kamera den zentralen Rang als bilderzeugendes Medium längst abgelaufen haben. Damit einher geht eine Diversifikation von dezidiert digitalen Bildgebrauchsweisen und einer Einbindung von fotografischen Bilder in verschiedene Kommunikationsweisen, die in dieser Form noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.
Das Seminar möchte sich dem heutigen digitalen Bild, seinem fluiden Charakter und seiner Diffusion in alle möglichen Bereiche menschlicher Kultur und Kommunikation widmen. Gerade nicht um eine Essenzialisierung des Digitalen soll es dabei gehen, sondern um die systematische Erforschung und Diskussion von uns mehr oder weniger vertrauten digitalen Bildkulturen durch Lektüre der einschlägigen Literatur, eigene Recherchen und kurze Präsentationen: Whatsapp-(Bild-) Unterhaltungen können hier ebenso in den Fokus geraten wie in Onlineforen kultivierte Experten- und Nischeninteressen, digitale Überwachungsstrategien oder zivile und manipulative Bildgebräuche in sozialen Netzwerken, eine von Gunthert nachgezeichnete Ästhetik der Appropriation, die sich unter anderem in Memes und ihren kulturindustriellen Aneignungen äußert, ebenso wie zeitgenössische Formen der Amateurpornografie oder Fragen nach den Bedeutungsdimensionen des .gifs als spezifisch digitaler Form des Loops. Natürlich wird mit Zoom, BigBlueButton und weiteren auch die Art und Weise, wie wir uns heute in Seminaren in Form kleiner austauschbarer Kacheln begegnen, zur Diskussion stehen. |