Im Jahr 1696 konstruierte der Pariser Gelehrte Étienne Loulié seinen ersten „Chronomètre“, einen Vorläufer des modernen „Metronoms“. Es dauerte nicht lange, bis der Konstrukteur aus seinen Messergebnissen verbindliche Richtlinien für eine adäquate Werkwiedergabe ableitete.
Inzwischen sind die Baupläne der Geräte samt der dazugehörigen „Metronomzahlen“ wiederentdeckt, und die praktischen Musiker streiten bis heute um ihre Bewertung.
Das Verfahren, die musikalische Bewegung zur Angelegenheit einer mechanischen Apparatur zu machen, war nämlich schon im 18. Jahrhundert umstritten. Johann Mattheson griff noch vier Jahrzehnte nach Louliés Erfindung bei allen Tempofragen nach wie vor lieber „in seinen Busen“ – als zum Chronometer –, um zu fühlen, „wie ihm ums Hertze sey“, und selbst Johann Kirnberger hielt – weitere dreißig Jahre später – die musikalische Geschwindigkeit am ehesten für eine Sache der „Gemüthsverfassung“. Die Vorlesungsreihe „Tempo!“ legt historische Befunde frei und versucht, Wege zu ihrer Bewertung für die moderne Praxis zu erschließen. |