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Den Ausspruch „Mögest Du in interessanten Zeiten leben!“ haben wir alle schonmal irgendwo gehört. Weniger bekannt ist, dass es sich hier nicht um den nett gemeinten Wunsch für ein abwechslungsreiches Leben, sondern um einen chinesischen Fluch handelt. Dieser beunruhigende Aspekt des „Interessanten“ ist uns heute vielleicht verständlicher denn je, weil ein Blick in die Welt genügt, um zu befinden: wir leben in Zeiten des Aufruhrs. Internationale Politik, der soziale Zusammenhalt, der Zustand der Erde, private Kämpfe, Transformationen und Katastrophen, überall ist Erregung und Empörung zu verzeichnen. Durch die Eigenlogik von social media angesteckt ist zu beobachten, dass selbst seriöse Medien seltener wohlabgewogene Nachrichten veröffentlichen, sondern mit Angst und Chaos handeln um in Konkurrenz zu TicToc noch Aufmerksamkeit erringen zu können. In dem produktiven Missverständnis des obigen Fluchs liegt aber auch der Funke einer anderen Perspektive, nämlich derjenigen Hegels, der noch davon ausging, dass Krisen und Umwälzungen (sogar Kriege) nötig seien, um verkrustete Verhältnisse aufzubrechen und Chancen für das Neue zu ermöglichen. Sein Schüler Marx war deswegen ein glühender Anhänger von Revolutionen.
In der philosophischen Arbeitsgemeinschaft gehen wir im Wintersemester 2024/25 der Frage nach, ob wir uns heute im Kontext der weltweiten politischen, sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen in einer ausweglosen Lage befinden oder ob Aufbruchstimmung und der Wille zum change doch möglich sind? Dazu werden wir uns tagesaktuelle Texte und Phänomene aus Journalismus und Popkultur ebenso vornehmen, wie kämpferische Manifeste und theoretische Bestandsaufnahmen zu vergangenen „Zeitenwenden“. |