Leistungsnachweis |
Regelmäßige und aktive Teilnahme, die die Vorbereitung und Diskussion des zu untersuchenden Materials einschließt, sowie Ablegen einer mündlichen Prüfung in Form eines Referats (20 Minuten): 3 Cr
Zusätzliches Ablegen einer schriftlichen Prüfung in Form einer Seminararbeit (2.500 bis 3.000 Wörter): 4 Cr |
Lerninhalte |
In der Geschichte der Popmusik war das Verhältnis von politischer ("votum") und physischer Stimme ("vox"/"voice") stets ein besonderes. So war im Folkrock der 1960er Jahre die unterrepräsentierte Stimme zugleich „die sexy ungeschminkte, entblößte und kunstlose Stimme“ (Diedrich Diederichsen, 2014): Bob Dylan, Janis Joplin etc. Aber auch der zunehmende Erfolg von Sänger*innen als Songwriter*innen brachte ein Mehr an Fürsprache für diejenigen mit sich, die bis dahin kein Rederecht hatten (Frauen, Arbeiter*innen, BIPoC). Zudem ermöglichte die Mikrofontechnik Verfremdungen wie das bewusst körnige, markante oder leise Operieren mit einer physisch eigentlich starken Stimme wie im Fall von Frank Sinatras Crooning, aber auch einen Bruch mit den humanistischen Traditionen, die mit der Stimme verbunden sind, wie einst bei Kraftwerk oder später bei Missy Elliot. Unter den aktuellen Bedingungen von AI-gestützter und -generierter Musik (von Holly Herndon über Grimes bis zu abertausend gefälschten Drake-Songs) stößt dieser Bruch mit der Stimme als etwas genuin menschengemachtes zuweilen auch an rechtliche Grenzen. Fragen nach Autor*innenschaft und geistigem Eigentum stellen sich neu: "What does it mean to be an artist when anybody can create as you?" (Mat Dryhurst, 2023)
Anhand historischer wie zeitgenössischer Beispiele der Popmusik möchte sich das Seminar der eigentümlichen Beziehung von Stimmband und Abstimmung widmen und im größeren Zusammenhang der Frage nach dem Verhältnis von Popmusik und Politik diskutieren. |