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Die Gattung der Operette war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein mächtiger Player im Konkurrenzfeld der expandierenden urbanen Unterhaltungskultur, die auch von einer besonderen mediengeschichtlichen Dynamik getragen wurde – etwa durch Grammophon oder Film, die eine massenmediale Verbreitung von Operettenschlagern ermöglichten. Neben dem Thema Liebe, das immer im Zentrum der Sujets steht, entwickelt sich die Konfliktdramaturgie häufig aus einer Konfrontation zweier gesellschaftlicher Sphären, die auch musikalisch gegeneinander profiliert werden, etwa wenn in Emmerich Kálmáns Herzogin von Chicago (1928) die typischen Tänze der vormaligen k.u.k.-Monarchie – Walzer oder Csárdás – mit Jazztänzen konfrontiert werden oder in Sigmund Rombergs The Student Prince in Heidelberg (1925) deutsches Studentenleben im Stilrahmen der amerikanischen Musical Comedy verhandelt wird. Anhand ausgewählter Werkbeispiele wird erarbeitet, auf welche Weise verschiedene Kategorien von Identität im Rahmen von Operetten konstruiert, verhandelt und kommuniziert werden und wie sich die gesellschaftlichen Resonanzräume veränderten, bis die Gattung vom Genre des Musicals abgelöst wurde. |