Literatur |
Leider gibt es nicht viele gute Einführungen in das Denken Flussers. Die sehr knappe UTB-Einführung ist zum Beispiel nur für eine kurze Übersicht nützlich. Lohnenswert ist die Autobiografie „Bodenlos: Eine philosophische Autobiografie“ (wenn auch wie jede Autobiografie mit Vorsicht zu geniessen) und kommentierend: Rainer Guldin, Gustavo Bernardo: Vilém Flusser (1920-1991): Ein Leben in der Bodenlosigkeit. Biographie, Berlin 2017
Die Texte von Vilém Flusser werden zu Beginn des Seminars als Reader bereitgestellt. |
Lerninhalte |
Zu Beginn der achtziger Jahre des vorigen Jahrhundert erschienen kurz nacheinander zwei neue fotografietheoretische Ansätze, welche die Theorielanschaft gehörig aufgewirbelt haben und bis heute maßgebend geblieben sind. Seitdem gab es keine theoretischen Neuansätze in der Fototheorie mehr, die mit Einfluss und Tragweite dieser beiden Bücher vergleichbar wären. Die Rede ist zum einen von Roland Barthes‘ „Die helle Kammer“ (1980) und zum anderen von Vilém Flussers „Für eine Philosophie der Fotografie“ (1983). Die Positionen dieser beiden Denker können als eine Art Januskopf beschrieben werden: Beiden Autoren ging es um eine Neuperspektivierung der Fotografie. Während Barthes‘ Blick jedoch aus Sicht einer Memorialphilosophie in die Vergangenheit gerichtet ist, blickt Flusser am Beginn der Computerzeitalters in die Zukunft und fragt sich, was es für die Fotografie bedeutet vor allem ein technisches Bild zu sein. Es interessiert ihn aber ebenso, wie der Körper in den Prozess des Fotografierens einbezogen ist, welche politischen und sozialen Auswirkung der „Apparat“ hat und wie die Fotografie als eine Art praktische Philosophie gelesen werden kann. In unseren Seminar wird die „Philosophie der Fotografie“ im Mittelpunkt stehen, allerdings ist diese nur im Kontext des Flusser‘schen Denkens und Lebens angemessen begreifbar. Deshalb werden wir uns nicht nur den Lebens- und Denkweg dieses überaus vielschichtig interessierten originellen Denkers anschauen, sondern auch flankierende Texte zum technischen Bild und dem Begriff der Geste lesen. Dabei wird es uns um eine kritische Lektüre gehen, denn Flusser ist auch ein Verführer, der mit brillanter Stilistik das Denken aufs Glatteis, oder – um einen seiner zentralen Begriffe zu nennen – ins Bodenlose führt. |
Zielgruppe |
„Wissenschaftliche Vertiefung“ (Foto Practice & KD)
MMT (ID)
„Erweiterung: Wissenschaft“, "Kern: Geschichte der Fotografie" (Foto Research)
„4. Diskurse: Ästhetik des medialen Bildes“ (KuD)
Offen für alle M.A.-Studierenden
Ab 1. Semester |